In den letzten Jahren wird immer und immer wieder davon gesprochen, dass die geistlichen Berufungen, gerade in den westlichen Länden zurückgehen. Ist dem wirklich so? Ich schreibe einmal, wie ich die Dinge in Deutschland sehe. - Es kann sein, dass einiges auch für andere Länder zutrifft.
Wenn man mal die Zeit zurück geht, Mitte des letzten Jahrhunderts, ist zu sehen, dass es (anscheinend) viele Menschen gab, die eine geistliche Berufung ergriffen, während dem heute angeblich nicht mehr so ist. Damals sah die Gesellschaft aber auch anders aus:
Fast alle Menschen in waren getauft.
Diejenigen, die getauft waren, gingen auch zum Gottesdienst/zur Heiligen Messe am Sonntag
Ein einmal eingeschlagener Weg wurde nicht hinterfragt.
Auch zu dieser Zeit war es teilweise noch so, dass Eltern für die Kinder bestimmten, ob sie heiraten oder ins Kloster gingen. (Mindestens ein Fall ist mir persönlich bekannt)
Gerade wenn Frauen berufliche Karriere machen wollten, entschieden sich nicht wenige für das Kloster, egal ob sie berufen waren oder nicht.
Und wie sieht es heute aus?
Immer weniger Menschen sind getauft, wenn ich die Statistiken richtig in Erinnerung habe, sind es in Deutschland nicht ganz die Hälfte der Bevölkerung, die zur katholischen oder evangelischen Kirche gehören.
Es ist nicht mehr selbstverständlich, sonntags zur Kirche zu gehen.
Eingeschlagene Wege werden immer und immer wieder hinterfragt.
Es wird selbst bestimmt, welchen Weg man einschlägt, ob man heiratet, einen geistlichen Weg geht, Single bleibt....
Frauen brauchen heute nicht mehr ins Kloster zu gehen, um Karriere zu machen.
Das sind jetzt einfach mal aufgezählte Punkte. Aber reicht dies, um zu behaupten, dass die Berufungen zurückgehen?
Zunächst einmal ist zu berücksichtigen, dass weniger Menschen geboren werden. Alleine dies ist schon ein Grund, warum nicht mehr so viele Personen eine geistliche Berufung wählen können.
Dann gibt es mehr Gemeinschaften, diejenigen, die suchen, schauen sich zum Teil Gemeinschaften in der ganzen Welt an, schließen sich dann denjenigen an, in denen es junge Menschen gibt. Doch gerade dann, wenn die Entscheidung zum Bleiben da ist, wird der Kampf groß. Nicht wenige machen dann doch noch einen Rückzieher. Hier braucht es unser Gebet, damit sie erkennen, dass sie wirklich berufen sind und den Weg gehen können.
Der nächste Punkt: Vor ungefähr zehn bis 15 Jahren gab es eine Diplomarbeit von einem Studenten, der untersuchte, wie viel Prozent der Bevölkerung früherer Zeiten eine geistliche Berufung ergriffen von denjenigen, die sonntags immer in die Kirche gingen und wie viel Prozent es heutzutage sind. Und: Die Zahl hat sich verdoppelt!
Aber ich denke, wir selbst können auch viel dazu beitragen: Über das Gebet habe ich gerade schon geschrieben.
Weiterhin können wir Menschen auf die Berufung ansprechen, auch wenn es nur ganz wenig ist.
Ordensleute können Personen ganz konkret ansprechen, einfach mal mitzuleben.
Priester in Gemeinden können gezielt Menschen ansprechen, bei denen sie eine geistliche Berufung entdecken.
Ein Beispiel möchte in noch gerne erwähnen, welches zu Ermutigung beitragen kann: Bischof Walter Mixa war 25 Jahre lang Pfarrer in Schrobenhausen. In dieser Zeit gingen 20 Priesterberufungen aus der Gemeinde hervor. Einen dieser Priester habe ich mal gefragt, wie Bischof Mixa dies gemacht hat. Er gab mir folgende Antwort: Bischof Mixa war eine Person, die auf andere zugehen konnte. Wenn er am Samstag oder Sonntag einen der Ministranten traf fragte er einfach, ob sich am Sonntagnachmittag schon etwas vor hätten. Meist kam ein Nein. Worauf dann kam: Dann komm zu Vesper und ministriere, ich erwarte dich. So wurden die Ministranten in das Stundengebet eingeführt, fanden zur Berufung
Und an junge Menschen die auf der Suche sind: Habt keine Angst, euch Gemeinschaften anzuschließen, in denen die Brüder/Schwestern um einiges älter sind als ihr. Vielleicht hat euch Gott ja wirklich gerade in diese Gemeinschaft berufen? Mir sind mehrere katholische Orden bekannt, in denen nach Jahren wieder jemand kam. - Und auch von einer evangelischen Gemeinschaft habe ich es mitbekommen. Ein Grund dafür war auch: Die Gemeinschaften haben um Berufungen gebetet. - Nicht für sich selbst, sondern insgesamt.
Daher einfach Gott vertrauen, ER wird es schon richten.
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