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AutorenbildPfarrer Michael Latzel

Gott in die Welt tragen


Pfarrer Michael Latzel hielt an Fronleichnam eine Predigt, die zwar keine typische Berufungspredigt ist, aber durchaus als eine solche gesehen werden kann, geht es doch darum, dass wir selbst zu Christusträgern werden. Daher sandte er nach der Messe alle, in der Welt Christusträger zu werden


Sehr bildhaft sind unsere biblischen Texte, die wir eben hörten.

Und damals wie heute erschließen sie sich keineswegs von selbst.

Vielmehr irritieren sie zunächst.

Um was es Jesus geht, ist etwas recht Weitreichendes. Und dies erschöpft sich im Evangelium keineswegs auf die Kommunion, die er übrigens gar nicht direkt erwähnt. Ihm geht es viel grundsätzlicher um die Annahme seiner Person und seiner Botschaft, um das, was er uns als Gottes Wort und Willen von ihm verkündet. Dass wir kapieren und dankbar annehmen, dass Gott uns ein barmherziger, leidenschaftlich und voraussetzungs-frei liebender Gott ist, dessen Gunst wir uns nicht erkaufen müssen oder können. Doch der uns um unsere Antwort der Liebe bittet und ebenso um Grenzen überschreitende Liebe und Zuwendung unseren Mitmenschen gegenüber.

Jesus wirbt mit den heute gehörten Worten einmal mehr darum, dass wir uns ganz auf ihn und den göttlichen Vater einlassen, dass wir seinen Worten wirklich trauen - und leben mit ganzem Herzen, mit all unserer Kraft, was wir als wichtig und wertvoll von ihm gleichsam ins Herz gesät bekommen. Dass wir es ganz in uns aufnehmen, es verinnerlichen und dann aus eigenem Antrieb und Herzen leben, was wir von ihm als Evangelium hören und was er lebte in seinen Zeichen, in seinem Handeln als Willen Gottes.

Dass dies aber nicht ein nur äußerliches Erfüllen von Geboten bleibt, sondern die Beziehung zu ihm bzw. zum Vater, etwas durch und durch „Nahrhaftes“ für uns selbst sein kann und unserem eigenen Leben Sinn, Orientierung, Wegweisung, Lebenskraft schenkt.


Eine Form, ein Geschenk, ihn, Christus in uns aufzunehmen, ist die Kommunion. Doch wenn wir nicht ebenso auch sein Wort, seinen Heilswillen für uns und für unsere Mitmenschen ganz in uns aufnehmen, bleibt diese Kommunion ebenso etwas nur äußerlich Empfangenes und kann nicht das entfalten, was Christus uns in seiner Fülle und Kraft schenken möchte.

Dann bleibt auch ein Großteil dessen getrübt, was die Ordensfrau Juliana v. Lüttich 1209 als Vision sah: etwas, das wie ein strahlender Mond aussah, der aber teilweise eingetrübt war. - Was etwas später zur Deutung führte, dass der Kirche noch ein Fest zur Anbetung des Altarsakraments fehle. Und dies dann zur Einführung unseres Festes von Fronleichnam führte.

Ja immer mehr verschob sich im 12. u. 13. Jhdt. bei vielen der Blick von Christus als Ganzem hin zur sakramentalen Gegenwart Christi im Altarsakrament.

Heute aber gilt es von Neuem zu schauen, was können wir erkennen und wie können und mögen wir eucharistische Frömmigkeit leben, bzw. welches „Licht“ werfen die bibl. Texte darauf. Kontemplation und Aktion, Engagement sind wohl wie Pole, doch keineswegs Gegensätze, die sich gegenseitig ausschließen, - sondern ergänzen.


Ähnlich wie ja auch die Worte des Paulus aus der heutigen Lesung

unterschiedliche Aspekte der (einen) Kommunion benennen: Die Gemeinschaft, die wir mit Christus geschenkt bekommen und die Gemeinschaft, die wir miteinander dadurch auch leben mögen.

Doch auch hierbei geht es nicht um etwas bloß Äußerliches, etwas Formales, sondern zutiefst um einen Vollzug von innen heraus.

Oder wie es ein Lied aus dem Gotteslob in Worte fasst: Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot. So lässt er sich verzehren von aller Menschen Not. Und ebenso in der nächsten Strophe:

Als Brot für viele Menschen, hat uns der Herr erwählt; wir leben füreinander und nur die Liebe zählt.


Wie sehr es Jesus stets um ganzheitliches Handeln ging, das macht auch der Zusammenhang deutlich, in den hinein Jesus die Worte des heutigen Ausschnitts aus dem Evangelium spricht: Zunächst hatte er die 5000 mit Brot und Fischen gesättigt und anschließend sagt er von sich, sie mögen ihn selbst in sich aufnehmen, als die große Gabe Gottes, als das lebendige Manna, das vom Himmel herabgekommen sei. Streben wir also nach beidem: anderen den Hunger zu stillen, wo Menschen in Not sind - und einander Anteil zu geben und jene Hoffnung zu leben, die wir durch Jesus Christus empfangen. Amen


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